Kraftfahrzeug-Zulassung per Block Chain
Kauf und Besitz eines Autos sind noch immer mit einem gewaltigen Papierkrieg verbunden. Vor allem die amtliche Zulassung verläuft noch immer wie schon seit Jahrzehnten: Man muss selbst bei der Zulassungsstelle vorsprechen und mehrere Dokumente vorlegen, um die Identität des Fahrzeugs und des Besitzers, sowie die Versicherung des Fahrzeugs nachzuweisen. Doch schon bald wird der Papierkrieg ein Ende haben und alles soll online ablaufen.
Was meine Arbeit an der Kommunikationsfront so interessant macht, ist der Kontakt mit innovativen Unternehmen und der Einblick in Entwicklungen, die eigentlich erst übermorgen spruchreif sind. Im Mai 2020 traf ich zum Beispiel mit einem Unternehmen hier in der Metropolregion Hamburg zusammen, das eigentlich keiner kennt, obwohl fast jeder irgendwann einmal damit in Berührung gekommen ist.
Die Rede ist von der Kroschke-Gruppe mit Sitz in Ahrensburg. Das Unternehmen ist ein Dienstleister für Autohersteller, Autohändler, Leasingunternehmen und Versicherungen, der sich um den gesamten Papierkrieg rund ums Auto kümmert. Dazu gehört auch die Anmeldung von Fahrzeugen, um zum Beispiel einem Händler die Mühe zu ersparen, selbst einen Mitarbeiter zur Zulassungsstelle schicken zu müssen.
Vor ein paar Monaten kaufte ich zum Beispiel ein neues Auto. Da der Händler in Hamburg saß und ich in Lübeck wohne, wollte ich es selbst bei der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle anmelden. Nun gibt sich Lübeck ja betont fortschrittlich und vergibt seit einiger Zeit Termine bei irgend einem Amt nur noch online. Bei der Zulassungsstelle war allerdings der früheste Termin in drei Wochen. So lange wollte ich jedoch auf mein neues Blech nicht warten und nutzte daher das Angebot des Händlers, für um die 100 Euro die Zulassung selbst zu übernehmen.
Damals wusste ich noch nicht, welcher Prozess damit in Gang gesetzt wurde: Der Hamburger Händler rief nämlich Kroschke an. Die schickten einen Boten, um alle Papiere zur Zulassung meines Fahrzeugs abzuholen. Die Papiere wurden dann per Post an die Niederlassung in Lübeck geschickt. Dort hatte man sich Termine bereits auf Vorrat angelegt und schickte einen Boten zur Zulassungsstelle, der sich um alle Formalitäten kümmerte. Die Nummernschilder und der übrige Papierkram ging dann per Post zum Händler. Umständlicher geht es also nicht und Zeit raubender auch nicht.
Bei meinem Interview mit Kroschke irgendwann im Mai 2020 ging es um ein Projekt namens carTRUST. Dabei handelt es sich um eine Smartphone-App, die sich jeder herunterladen kann, der ein Fahrzeug an-, ab- oder ummelden will. Die Infrastruktur dahinter ist eine Cloud-Plattform, die alle im Fahrzeuggeschäft beteiligten Unternehmen miteinander vernetzt: Hersteller, Käufer, Leasingnehmer, Leasinggeber, Versicherungen, Banken, Händler, Zulassungsstellen und weitere Dienstleister.
Sämtliche Papierdokumente rund um das Fahrzeug werden dabei zentral bei Kroschke verwahrt. Die Identität des Fahrzeugs und das aktuelle Eigentum am Fahrzeug werden digital abgebildet und lassen sich jederzeit auch rein digital übertragen. Dabei bietet der Einsatz einer Blockchain-Technologie eine dezentrale und manipulationssichere Datenhaltung, die äußerst robust gegenüber Cyber-Angriffen ist und auch den hohen behördlichen Sicherheitsanforderungen genügt.
Ich habe mich bereits vor einiger Zeit in einem Artikel über das unrühmliche Thema Behörden und Digitalisierung ausgelassen. carTRUST scheint hier eine rühmliche Ausnahme zu sein.
Das Projektteam rund um carTRUST hat sich nämlich auf die heikle Aufgabe eingelassen, auch die Zulassungsstellen in das Blockchain-basierte Verfahren einzubinden. Mit dem Ergebnis, dass ab 2021 der bisherige Papierkrieg ein Ende haben wird.