Datenschutz: Um wessen Schutz geht es hier eigentlich?
Man hat sich daran gewöhnt oder besser gesagt man nimmt es mit einem genervten Augenrollen hin. Die Rede ist von den lästigen Hinweisen auf irgendwelche Cookies, die man mittlerweile beim Besuch jeder Website erst mal wegklicken muss, bevor sich der Bildschirm für die eigentliche Information öffnet. Jeder weiß, wozu Cookies da sind. Jeder weiß auch, dass er im Internet alles andere als anonym unterwegs ist. Was soll also diese Pflichtübung?
Zugegeben, auch ich sah mich gezwungen, die Besucher meiner Websites und meines Reiseblogs um ein „OK“ zu bitten, bevor es zum eigentlichen Thema geht. Abmahnanwälte dürfen ja hierzulande nach wie vor ihrem Geschäft nachgehen. Aber ich habe es zumindest so eingerichtet, dass der Besucher erst einmal ein paar Monate Ruhe hat, wenn er mich wieder besucht. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was mein CMS so alles festhält, um Ihre technische Identität festzuhalten. Und es interessiert mich eigentlich auch nicht. Ich freue mich einfach auf Ihren Besuch und hoffe, dass Sie finden, was Sie suchen.
Was mir entgegenkommt, ist allerdings ein Shopping-Portal, das sich automatisch auf meine Interessen einstellt und mich gleich auf den ersten Klick mit den Angeboten konfrontiert, die für mich zumindest nicht uninteressant sind. Auch ist es ist praktisch, wenn ich sehen kann, wonach ich das letzte Mal gesucht habe. Vielleicht will ich mich ja jetzt endlich entscheiden und muss dafür nicht erst lange rumklicken. Das ist die eigentliche Funktion von Cookies und ich kann darin keine problematischen Absichten erkennen.
Ansonsten habe ich eigentlich keine Lust, mir erst seitenlange Datenschutz-Erklärungen durchzulesen, bevor ich eine Website besuche. Und, mal ehrlich, haben Sie das schon mal gemacht? Wollten Sie schon mal ganz genau wissen, welche Daten da irgend ein Computer speichert und wofür er das tut? Und würden Sie vom Besuch der Website absehen, weil der Betreiber penibel festhält, welche IP-Adresse von wann bis wann welche Seiten besucht hat?
Mehr als eine IP-Adresse erfährt er nämlich nicht und die ist bei den Menschen jeden Tag anders. Wer hinter dieser Zahlenkombination steht, weiß nämlich nur Ihr Internet-Provider. Und der wird das Geheimnis erst dann herausrücken, wenn er vom Staat die Pistole auf die Brust gesetzt bekomme. Sprich, wenn ein Staatsanwalt meint, sie haben ein Verbrechen begangen, das sich nur aufklären lässt, wenn man von Ihrer IP-Adresse auf Ihre Person schließen kann. Aber das ist ein anderes Thema.
Ansonsten steht es jedem frei, seine Cookie-Historie zu löschen, sobald er den Webbrowser schließt. Jeder Browser bietet dafür ein Häkchen an. Danach beginnt zwar jede neue Session mit einem leeren Cookie-Speicher, aber so manches Komfortmerkmal ist dann eben auch weg. Aber das kann jeder selbst entscheiden.
Ich halte daher den ganzen Hype um den vermeintlichen Datenschutz lediglich für eine Fassade. Und ich habe das Gefühl, dass sich hier beamtete Datenschützer so richtig austoben, weil ihnen an den entscheidenden Stellen eigentlich die Hände gebunden sind. Die eigentliche Gefahr geht nämlich nicht von Unternehmen aus, die mit Cookies und gekauften Daten lediglich versuchen, ihre Werbung gezielter an den Mann oder die Frau zu bringen. Die eigentliche Gefahr droht von staatlichen Stellen und die nehmen sich Freiheiten heraus, von denen die Wirtschaft nur träumen kann.
So sind Cookies angeblich ein ganz großes Problem, aber ein „Staatstroyaner“ ist völlig legal. Ausspionieren ist also absolut OK, solange es der Staat tut. Und Datenschutz ist keinen Pfifferling wert, wenn die Interessen des Staates berührt sind. Und lassen Sie sich nicht weismachen, das hätte alles nur mit Kinderpornografie und Terrorismus-Bekämpfung zu tun. Nein. Für die Wirtschaft ist Wissen lediglich ein Weg zu besseren Umsätzen. Für den Staat ist Wissen vor allem Macht und genau davon soll man ihm nicht zu viel geben. Wo Macht ist, ist nämlich der Machtmissbrauch nicht allzu fern und im Zweifel wird ein Staatsanwalt natürlich das tun, was im Interesse dessen ist, von dem er seine Gehaltszahlungen bezieht.