Shopping gehen war gestern
Es soll ja Leute geben, die betrachten Shopping als Freizeitbeschäftigung. Sie finden es toll, stundenlang in einer Shopping Mall zu flanieren - hier etwas anprobieren, dort ein Schnäppchen entdecken, sehen und gesehen werden. Ich gehe stattdessen lieber am Strand spazieren, mache eine Runde mit dem Fahrrad oder ziehe mich auf meinen Lieblingssessel zurück, um ein Buch zu lesen. Shopping findet bei mir dann irgendwann kurz vor Mitternacht am Notebook statt.
Nein, ich muss nicht sehen und fühlen, um zu wissen, ob mir etwas gefällt. Ein guter Online-Shop zeigt seine Produkte so, dass ich keine allzu große Fantasie brauche, um sie mir vorzustellen. Vor allem aber weiß ich sofort, ob meine Größe da ist und muss nicht durch die halbe Stadt laufen, um am Ende mit irgendeinen Kompromiss heimzukommen. Aber, zugegeben, ich bin Mann und in Sachen Kleidung ist das Leben eines Mannes recht überschaubar: Hose, Jacke, Mantel, Hemd und Schuhe, mehr braucht unsereins eigentlich nicht. Die Frauenwelt ist da natürlich ein gutes Stück komplizierter.
Bei technischen Produkten halte ich es geradezu für anachronistisch, noch zu Mediamarkt & Co. zu fahren. Ich weiß, dass Verkäufer nicht beraten, sondern verkaufen wollen. Und da jeder Laden nur ein eingeschränktes Angebot hat, wird man mir eben das empfehlen, was im Regal steht. Da klicke ich mich lieber eine Viertelstunde durch Amazon und kenne das komplette Angebot. Dazu noch ein paar Testberichte oder den einen oder anderen Youtube-Film und die Entscheidung steht.
Es gibt Leute, die meinen, ich solle lieber den lokalen Handel unterstützen. Aber der stirbt nicht, weil es das Internet gibt, sondern weil die Innenstädte immer unattraktiver werden, seitdem Politiker von der autofreien Stadt träumen und beharrlich glauben, die Menschen lieben es, bei Wind und Wetter mit dem Rad zu fahren. Ich mache zwar auch ganz gerne einen Stadtbummel. Ich fahre auch gerne Rad. Aber nur bei schönem Wetter. Und ich will dabei keine Einkaufstüten schleppen.
Was den Handel angeht: Schon vor Jahren entstanden in vielen Städten virtuelle Einkaufsmeilen, um den gesamten Einzelhandel der Stadt im Web abzubilden. Doch die Händler hielten nichts davon. Kein Wunder, nach einer Studie des Einzelhandelsverbandes hatten die meisten von ihnen ja noch nicht einmal ein Warenwirtschaftssystem. Ein von mir sehr geschätzter Teeladen in der Lübecker Innenstadt machte kürzlich dicht. Von den Touristen allein konnte er nicht leben und die Einheimischen hielten sich zunehmend von der Altstadt fern, seitdem da ein Laden nach dem anderen aufgeben musste.
Auch auf der Insel Fehmarn am Rande der Republik gibt es einen Teeladen. Dort ist eigentlich nur zur Hochsaison richtig etwas los. Doch der Inhaber hat die Zeichen der Zeit erkannt und macht mittlerweile die Hälfte seines Umsatzes online.
Online ist schlecht für die Umwelt, die Ressourcen, das Klima? Ganz im Gegenteil. Wenn alle am Samstag in die City wollen, wirft jeder Einzelne seinen Motor an und bewegt rund eine Tonne Auto über die Straße. Dann sind die Parkhäuser voll und die Hälft der herumfahrenden Autos sind auf der Suche nach einem Parkplatz. Der DHL-Transporter hingegen fährt sowieso jeden Tag seine Runde. Ganz gleich, ob er nur drei Pakete geladen hat oder bis unters Dach voll ist.
Er müsste übrigens gleich kommen. Meine geliebte alte Uhr hat nämlich gestern ihren Geist aufgegeben. Ich habe mir abends beim Fernsehen eine dieser Smartwatches ausgesucht und freue mich schon auf mein neues Spielzeug.