Elektronische Spürnasen gegen den Terror
Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft oder die Olympischen Spiele holen nicht nur Millionen von Menschen vor die Bildschirme. Sie sind auch eine ideale Bühne zur Inszenierung von Terror-Anschlägen. Ein kleines Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern hat die Nase vorn, wenn es darum geht, Gefahrenstoffe schon im Vorfeld aufzuspüren.
Leider leben wir in einer Welt, die noch immer alles andere als friedlich ist. Die eine Seite schürt Hass, die andere reagiert mit Gewalt. Ungerechtigkeit führt zu Gewaltausbrüchen. Religiöser Fanatismus breitet sich aus. Waffen sind noch immer ein riesiges Geschäft. Da gibt es gute Gründe, selbst ein harmloses Volksfest in der Provinz vor Angriffen zu schützen. Und ein sportliches Großereignis erst recht.
Bei der Recherche zu einer Artikelreihe über interessante Unternehmen in der Metropolregion Hamburg stieß ich auch auf Airsense Analytics. Sitz des Unternehmens ist ein kleiner Industriepark mitten in der Mecklenburger Seenlandschaft, in die die Hauptstadt Schwerin eingebettet ist. Airsense ist eine dieser mittelständischen Unternehmen, die mir als Wirtschaftsjournalist und Texter immer wieder begegnen. Ein schmuckes Gebäude. Ein Name, den man noch nie gehört hat. Eine Adresse, an der man achselzuckend vorbeigeht. Dahinter jedoch verbirgt sich ein Unternehmen, das in Expertenkreisen jeder kennt und das weltweit.
Die Schweriner entwickeln und fertigen mobile Gasdetektoren, mit denen sich die unterschiedlichsten Substanzen in der Luft aufspüren lassen. Sie werden heute nicht nur im Sicherheitsbereich eingesetzt, sondern auch im Umweltschutz, in der Logistik, in der Luftfahrt und sogar in der Raumfahrt.
Als zum Beispiel 2012 eine Sojus Trägerrakete ins All startete, um Astronauten zur ISS zu bringen, war eine der elektronischen Spürnasen von Airsense Teil der Mission. Ihre Aufgabe war es, die Belastung durch Pilze und Bakterien im Inneren der Raumstation zu messen, die eine erhebliche Gefahr für Besatzung und Technik der Station darstellen.
Auch bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotchi am Schwarzen Meer und den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro spielten die Gasdetektoren aus Schwerin eine Rolle. Die hier eingesetzten Geräte können in Sekundenschnelle giftige Substanzen und Kampfstoffe erkennen.
Der G20 Gipfel 2017 in Hamburg war für das Unternehmen gewissermaßen ein Heimspiel. Hier wurde erstmals ein Gas Detector Array eingesetzt, das nicht weniger als 44 verschiedene Gefahrstoffe auf einmal analysieren kann. Früher mussten die Sicherheitsdienste bei solchen Einsätzen für jeden Gefahrstoff ein separates Prüfröhrchen dabei haben. Mit dem GDA genügt ein Knopfdruck und man weiß, ob eine Gefahr besteht oder nicht. Gegen die Pflastersteine werfende Antifa hat das allerdings nichts genützt.
Dafür forscht Airsense zusammen mit namhaften Forschungseinrichtungen an neuen Anwendungen im Bereich der Umweltanalyse. Beim Projekt VAMINAP zum Beispiel geht es um die Erkennung von pharmazeutischen Substanzen und Kunststoffen im Wasserkreislauf.
In der Welt der Technik ist eben immer etwas los und es ist äußerst spannend, aus erster Hand zu erfahren, was sich hinter den unscheinbaren Fassaden von Unternehmen und Forschungszentren tut. Oft wird dort nämlich an Innovationen gearbeitet, deren Auswirkungen man sich heute noch gar nicht vorstellen kann.